DVR-Hauptgeschäftsführer Christian Kellner übergibt das Steuer

Nach 17 Jahren verabschiedet er sich in den Ruhestand

Mit dem Jahresende steht im DVR ein Führungswechsel an. Nach 17 Jahren verabschiedet sich DVR-Hauptgeschäftsführer Christian Kellner in den Ruhestand. Seine Nachfolge tritt zum Januar 2021 der bisherige Leiter des Berliner DVR-Hauptstadtbüros Stefan Grieger an. Wir haben ihn zu seiner Bilanz und seinen Zukunftsaussichten befragt.

Herr Kellner, wenn Sie auf die zurückliegenden Jahre blicken: Welche Herausforderungen, aber auch Erfolge, bleiben Ihnen besonders in Erinnerung?

Ein besonderer Moment war für mich, als der DVR beschlossen hat, sich für ein Alkoholverbot am Steuer einzusetzen. Dem war eine intensive Diskussion in allen Ausschüssen und im Vorstand vorausgegangen und es wurde intensiv und vehement debattiert. Als Hauptgeschäftsführer besteht die Aufgabe darin, dass sich der Verband durch ein gutes Ergebnis hin zu mehr Verkehrssicherheit profiliert und dass er inhaltlich sauber und transparent arbeitet, aber auch, dass solche Diskussionen fair verlaufen und die Koordination zwischen den Gremien stimmt. Das hatte in diesem Fall gut geklappt. Ein ähnliches Erfolgserlebnis bescherte uns in der Geschäftsführung, die ich ja mit Ute Hammer teilte, der erfolgreich verlaufene Prozess zur Entwicklung des DVR-Leitbilds und – getrennt davon – dass sich der DVR auf die Strategie Vision Zero einigen konnte. Alles drei waren echte Highlights.

"Es ist immer wieder schön zu erleben, wie sehr das Ziel – Leben zu retten – alle eint." 

Christian Kellner, Hauptgeschäftsführer des DVR

Die Diskussion zum Thema „Tempolimits auf Bundesautobahnen“ verlangte uns viel ab; wir arbeiteten fast zwei Jahre in unseren Gremien, in Arbeitsgruppen und natürlich im Vorstand. Auf den Kompromiss, den wir gefunden haben, bin ich stolz, weil er modern ist und unserer Strategie Vision Zero entspricht. Der Wermutstropfen besteht darin, dass ich dem Ergebnis der Arbeit eine noch größere Mehrheit gewünscht hätte. Aber das ist bei diesem Thema vielleicht nicht anders zu erwarten.

Es ist ebenfalls gut gelungen, dass sich der DVR trotz so vieler Einzelinteressen fokussiert. Dass sich der DVR in seiner Heterogenität auf zehn Top-Forderungen einigen konnte und dabei den Schlüsselfaktor „Geschwindigkeit“ nicht ausspart, finde ich großartig.

Wie hat sich der DVR in diesen Jahren verändert?

Der DVR hat seine Bandbreite vergrößert; er ist noch heterogener geworden. Die Diskussionen in den Gremien sind farbiger und inhaltsreicher geworden. Beschlüsse des Vorstands haben großen Gehalt; sie sind differenziert und bieten eine Fülle an Anregungen für diejenigen, die gestalten und entscheiden. Es wird oft um Formulierungen gerungen; das ist anstrengend und macht gleichzeitig Freude. Kompromisse sind unser tägliches Brot. Ich würde sagen, der DVR wird immer profilierter, aber dabei nicht einseitiger. Eine besondere Entwicklung tut sich im Bereich der Zusammenarbeit mit den gesetzlichen Unfallversicherungsträgern: Sie wird immer differenzierter, praxisnaher und effektiver. Hier liegt noch viel Potenzial. Die Zusammenarbeit mit dem BMVI hat sich enorm weiterentwickelt. Das war zu Beginn meiner Dienstzeit spannungsreich und ist jetzt von Vertrauen und Respekt geprägt.

Was wünschen Sie dem DVR für die Zukunft?

Der DVR ist auf einem sehr guten Weg. Natürlich gelingt längst nicht alles, aber es ist immer wieder schön zu erleben, wie sehr das Ziel – Leben zu retten – alle eint. Ich wünsche dem DVR weiterhin ein gutes Standing. Es gibt so viel zu tun, wenn ich allein an die Technik denke oder an die infrastrukturellen Herausforderungen.

Wie werden Sie ab Januar 2021 Ihre persönliche Zukunft gestalten? Gibt es bereits konkrete Pläne?

Ich freue mich sehr auf deutlich mehr freie Zeit, in der das Lesen und das Klavierspiel einen festen Platz haben werden. Mit einer kleinen Gruppe von Freunden wollen wir den Bootsführerschein machen, um dann gemeinsam zu schippern. Und: Ich werde mich mehr um unseren Familienzuwachs kümmern können.

Dieses Interview finden Sie auch DVR-report 4/2020

Kurz-Vita Christian Kellner

Kellner begann seine berufliche Laufbahn nach einem Studium der Erziehungswissenschaften 1983 beim DVR als Projektleiter des Programms „Ältere Menschen als Fußgänger im Straßenverkehr“. Es folgte die Leitung des Programms „Sicherheit auf allen Wegen“ und der Abteilung „Verkehrserziehung und Aufklärung“.

1993 machte er sich selbständig als Trainer von Führungskräften, Autor und freier Mitarbeiter eines Verlages. Von 1995 bis 1997 fungierte Kellner als Leiter der Öffentlichkeitsarbeit beim Verband Forschender Arzneimittelhersteller. Anschließend war er Geschäftsführender Gesellschafter einer Kommunikationsagentur in Köln, bevor er 2004 als Hauptgeschäftsführer zum DVR zurückkehrte.