Sachkundenachweis für die Reifenmontage

Beschluss vom 28.10.2020 auf der Basis der Empfehlungen des Vorstandsausschusses Fahrzeugtechnik

Beschluss

Der DVR fordert verpflichtend einen Sachkundeausweis für die Reifenmontage im Vulkaniseur- und Reifenmechanikerhandwerk, um zur Verbesserung der Verkehrssicherheit einen einheitlichen Qualitätsstandard sicherzustellen.

Erläuterungen

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Reifentechnologie stark weiterentwickelt und wird sich fortsetzen. Schon heute existiert eine extreme Vielfalt an Reifentypen, -sytemen, -dimensionen und Rad-/ Reifen-Kombinationen. Erschwerend kommt hinzu, dass Niederquerschnittsreifen mit großem Durchmesser (UHP), Run-Flat-Reifen und Luftdruckkontrollsysteme (RDKS) heute Standard sind. Zukünftig werden vernetzte und „intelligente“ Reifen eine zunehmende Marktdurchdringung erfahren.

Durch die steigende Einführung dieser Reifen in der Erstausrüstung in Mittelklasse-Fahrzeugen müssen diese in der Folge auch zunehmend im Ersatzmarkt montiert werden. Der Boom von SUV-Fahrzeugen sowie der Trend zu Ganzjahresreifen verstärken die Komplexität zusätzlich.

Untersuchungen im Bereich der Montage von Ultra-High-Performance-Reifen (UHP-Reifen) und Reifen mit Notlaufeigenschaften (RunFlat-Reifen) haben festgestellt, dass nur bei konsequenter Einhaltung eines bestimmten Vorgehens (angepasste Lagerung mit Mindesttemperaturen, geeignete Montagetechnik mit entsprechenden Maschinen, ausreichendes Knowhow des Personals) eine schadenfreie Montage dieser Bereifung möglich ist. Dies wiegt umso schwerer, da bei unsachgerechter Montage entstandene Schäden in der Regel im Wulstbereich der Reifen auftreten. Diese sind von außen nicht erkennbar und können in der Folge zum Reifenausfall führen.

Die Zunahme der Fahrerassistenzsysteme (z.B. Spurhalteassistent) in den Fahrzeugen haben ebenfalls direkte Auswirkungen auf den Reifenfachhandel. Bei einem Eingriff in die Achsgeometrie müssen z.B. auch die Fahrerassistenzsysteme neu justiert werden.

Damit steigen die Anforderungen an Sachverstand, Fachkenntnis und Fertigkeiten des mit Reifenauswahl, -montage, -reparatur und -ersatz befassten Personals erheblich an und bedürfen einer angemessenen Qualifizierung.

Angesichts der möglichen Auswirkungen auf die Fahrsicherheit des Kraftfahrzeugs und auf entstehende Risiken für Leben und Gesundheit der Insassen und der anderen Verkehrsteilnehmenden ist der Reifenservice eine in hohem Maße gefahrengeneigte Tätigkeit, die eine qualifizierte Sachkunde voraussetzt.

Zur Sicherstellung der Qualität des Vulkaniseur- und Reifenmechaniker-handwerks muss ein neuer Sachkundeausweis für die Reifenmontage eingeführt werden.

Als Grundlage könnte das bereits vor rund acht Jahren in der Reifenbranche auf freiwilliger Basis eingeführte wdk-Zertifikat zur Qualifikation für die fachlich korrekte Montage und Demontage von Runflat und UHP-Reifen dienen.

Aus Sicherheitsgründen reicht die Freiwilligkeit zur Erlangung des Zertifikates inzwischen jedoch nicht mehr aus.

Analog zu anderen gefahrengeneigten Tätigkeiten, wie z.B. dem/ der „Fachkundigen für HV-eigensichere Systeme“, wird die Notwendigkeit einer gesetzlichen Verpflichtung für eine angemessene Ausbildung mit einer nachzuweisenden Bescheinigung gesehen, die z.B. über die Handwerkskammern überwacht werden könnte.


gez.
Prof. Dr. Walter Eichendorf
Präsident


[1] TraumaRegister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie

[2] Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin

[3] Bundesanstalt für Straßenwesen: Analyse des Leistungsniveaus im Rettungsdienst für die Jahre 2016/2017. Bericht M 290.

[4] Bundesanstalt für Straßenwesen: Leistungen des Rettungsdienstes 1994/95. Bericht M 72

[5] Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (federführend) (2016).