© Martin Lukas Kim
Konzeption: Kinderneurologie-Hilfe Berlin/Brandenburg (KNH) am BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin
Ort: Berlin
Handlungsfelder: Mobilität von Kindern und Jugendlichen; Sicherer Radverkehr; Unfallfolgen mindern
Mehr Informationen: „Mit Helm –aber sicher! Die interaktive Schulbox“
Wie lässt sich bei Kindern und Jugendlichen das Bewusstsein für Verkehrssicherheit stärken? Insbesondere, wenn es um das Tragen eines Fahrradhelms geht? Die interaktive Schulbox „Mit Helm – aber sicher!“ der Kinderneurologie-Hilfe Berlin/Brandenburg (KNH) vermittelt praxisnah, wie wichtig das Tragen eines Helms ist und welche schwerwiegenden Folgen es haben kann, keinen zu tragen. Wie sie das macht? Sie setzt auf den Aha-Effekt bei Kindern und Jugendlichen.
Ausgangslage und Ziel
Kinder und Jugendliche sind im Straßenverkehr besonders gefährdet. Die Infrastruktur ist meist nicht auf ihre Sicherheit und Bedrüfnisse ausgelegt, andere Verkehrsteilnehmende übersehen sie leichter oder unterschätzen ihre Schutzbedürftigkeit. Gleichzeitig können Kinder und Jugendliche Gefahrensituationen oft noch nicht richtig einschätzen, verfügen über weniger Erfahrungen, sind schneller ablenkbar. Besonders hoch ist das Risiko bei Radfahrenden im Alter zwischen 12 und 15 Jahren: Viele Verunglückte dieser Altersgruppe erleiden bei Fahrradunfällen Kopfverletzungen, nicht selten mit langanhaltenden Folgen.
Ziel der interaktiven Schulbox ist es, Kindern und Jugendlichen ein besseres Verständnis für die eigenen Fähigkeiten und Risiken im Straßenverkehr zu vermitteln und sie für die Gefahren von Kopfverletzungen sowie die Schutzwirkung eines Fahrradhelms zu sensibilisieren. So sollen mehr junge Menschen motiviert werden, beim Radfahren konsequent einen Helm zu tragen.
Das Besondere an dem Projekt
Die interaktive Schulbox ist kompakt, einfach zu versenden und vollständig ausgestattet. Schulen erhalten mit ihr ein praktisches Tool mit fünf interaktiven Unterrichtseinheiten zur Verkehrssicherheit, das sich flexibel im Schulalltag einsetzen lässt. Berliner Schulen können die Box kostenlos bei der KNH als Leihgabe anfordern.
Maßnahmen
Die Schulbox enthält vielfältige, interaktive Arbeitsmaterialien und Arbeitsblätter für fünf Workshops für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 3 bis 9. Im Fokus steht das selbstständige, entdeckende Lernen: Die Kinder und Jugendlichen führen eigene Experimente und praktische Übungen durch, etwa mit einem Ei im Mini-Helm, und erleben so, wie ein Helm den Kopf schützt. Zugleich lernen sie die möglichen Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas kennen. Zugleich vermittelt die Schulbox Wissen über richtiges Verhalten im Straßenverkehr, Grundlagen der Ersten Hilfe und typische Verletzungsmuster bei Fahrradunfällen.
Ein Leitfaden erläutert das pädagogische Konzept, die Umsetzung, Impulse für die Unterrichtsgestaltung und die didaktischen Materialien des Projekts. Die interaktive Schulbox eignet sich sowohl für den regulären Unterricht im Klassenverband wie auch für Projekt- oder Aktionstage. Die Workshops lassen sich unkompliziert in verschiedene Unterrichtsfächer integrieren und individuell anpassen.
Vier der Workshops richten sich an die Klassenstufen 3 bis 6, der fünfte Workshop ist für die Klassen 7 bis 9 konzipiert. Die Workshops im Überblick:
- «Dein Kopf»: Warum wird das Gehirn als „Steuerzentrale“ des Körpers bezeichnet? Was ist ein Schädel-Hirn-Trauma?
- «Helmologie»: Wo werden Helme freiwillig oder verpflichtend getragen? Welche Erkenntnisse liefert das Experiment „Helmi-Ei“?
- «Deine Mobilität»: Was bedeutet verantwortungsbewusste Teilnahme am Straßenverkehr? Wie kann man selbstständig und sicher mobil sein?
- «Erste Hilfe»: Was gehört zur Ersten Hilfe – und wo beginnt sie eigentlich?
- «Deine Verantwortung» (für die Sekundarstufe I): Welche Auswirkungen haben Alkohol- und Drogenkonsum auf den Körper – insbesondere im Straßenverkehr?
Hintergrund des Projekts
„Mit Helm – aber sicher!“ wurde 2015 von der Kinderneurologie-Hilfe Berlin/Brandenburg (KNH) gemeinsam mit verschiedenen Partnern ins Leben gerufen und wird seitdem regelmäßig an Schulen in Berlin und Brandenburg durchgeführt. Das Besondere: Peer-to-Peer-Lernen – Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 9/10 entwickeln eigene Positionen zum Thema Helmtragen und geben ihr Wissen an jüngere Jahrgänge (Klassenstufe 7/8) an Aktionsständen weiter. Das Projekt wurde 2018 mit dem Roten Ritter der Aktion Kinder-Unfallhilfe e. V. ausgezeichnet.
Da nicht allen Schulen die Teilnahme vor Ort im BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin ermöglicht werden kann, wurde das ursprüngliche Konzept zur flexiblen interaktiven Schulbox weiterentwickelt: als unkomplizierte und praxisnahe Lösung für den Schulalltag.
Verkehrssicherheit
Die interaktive Schulbox ermöglicht Berliner Schulen, das Thema Verkehrssicherheit mit Fokus auf dem Fahrradhelm lebendig und wirkungsvoll in den Unterricht zu integrieren. Das Projekt fördert das Sicherheits- und Gefahrenbewusstsein von Kindern und Jugendlichen und zeigt Wege auf, wie sich Kopfverletzungen vermeiden lassen.
Fazit
Die positive Resonanz sowie die große Nachfrage unterstreichen den Erfolg des Projekts. 2024 wurde „Mit Helm – aber sicher! – Die interaktive Schulbox“ mit dem 1. Platz des Vision Zero Award des Deutschen Verkehrssicherheitsrat ausgezeichnet.