Verkehrsfreigabe: schrittweise ab Baubeginn im 4. Quartal 2023, Fertigstellung Frühjahr 2024
Planung: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg
Ort: Berlin, Kreuzberg, Görlitzer Ufer
Handlungsfelder: Sicherer Radverkehr, Sicherer Fußverkehr und Teilhabe für alle
Mehr Informationen: Projektseite des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg
Eine Straße wird grundlegend neu gedacht: Ursprünglich stark vom privaten Kfz-Verkehr geprägt, mit hohem Unfallrisiko für Radfahrende und zu Fuß Gehende, wurde das Görlitzer Ufer in den letzten Jahren neu gestaltet. Die Sicherheit für Rad- und Fußverkehr wurde deutlich erhöht, der Straßenraum orientiert sich nun konsequent an ihren Bedürfnissen. Anwohnende und lokale Initiativen wurden in die Neugestaltung einbezogen.
Ausgangslage und Ziel
Das Görlitzer Ufer liegt in einem der dichtesten und belebtesten Viertel Berlins. Vor der Umgestaltung war der Bereich zwischen Görlitzer Straße und Wiener Straße, gelegen zwischen Görlitzer Park und Landwehrkanal, ein stark vom motorisierten Verkehr geprägter Straßenabschnitt. Radfahrende und zu Fuß Gehende teilten sich den Straßenraum mit Autos, ein erhöhtes Konfliktpotential wie eine erhöhte Unfallgefahr waren die Folge.
Ziel des Projekts war es, den Straßenraum neu zu definieren: Die Verkehrssicherheit von Rad- und Fußverkehr sollte erhöht und der Komfort für beide Gruppen verbessert, im Gegenzug der Durchgangsverkehr verhindert werden. Dies sollte im gleichen Zug die Aufenthaltsqualität steigern, Stadtklima und Luft verbessern sowie den Verkehrslärm reduzieren.
Das Besondere am Projekt
Das Görlitzer Ufer war Bestandteil des Forschungsvorhabens „Nahmobilitätskonzept Wrangelkiez“ der TU Berlin. Das Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung begleitete die verkehrliche Neugestaltung wissenschaftlich, in einer Kooperation mit dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Insbesondere entwickelte und organisierte es Beteiligungsformate, um die Bevölkerung aktiv in Planung und Umsetzung einzubeziehen, und evaluierte die umgesetzten Maßnahmen im Kiez. Das Projekt wurde aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans (NRVP) 2020 vom BMDV gefördert.
Die gewonnen Erkenntnisse sind als Handlungsempfehlungen für andere Kommunen in einem Leitfaden zusammengefasst.
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© Philipp Böhme
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© Philipp Böhme
Maßnahmen
Das Maßnahmenkonzept umfasste folgende Veränderungen:
- Teilentwidmung des Straßenabschnitts: Der Bereich zwischen Görlitzer Park und Landwehrkanal ist ausschließlich dem Rad- und Fußverkehr vorbehalten, privater Kfz-Verkehr nicht mehr zulässig. Rettungs- und Versorgungsfahrzeuge (bspw. Müllabfuhr und Wasserbetriebe) sowie Fahrzeuge der Straßen- und Grünflächenunterhaltung dürfen den Straßenabschnitt weiterhin befahren.
- Zweirichtungsradweg: Ein vier Meter breiter, rund 300 Meter langer, sicherer Radweg wurde angelegt, der Konflikte zwischen Rad- und Fußverkehr minimiert.
- Verbesserung des Fußverkehrs: Die Gehwege wurden erweitert und aufgewertet, um mehr Sicherheit zu bieten.
- Trennung der Verkehrsarten: Rad- und Fußverkehr wurden durch jeweils eigene, klar gestaltete Flächen voneinander getrennt. An Kreuzungs- und Begegnungsbereichen sorgen Markierungen und Gestaltungselemente dafür, dass die unterschiedlich am Verkehr Teilnehmenden aufeinander aufmerksam gemacht werden.
- Aufwertung des öffentlichen Raums, Begrünung, Klimaschutz: Im nördlichen Abschnitt wurden zudem Sitzgelegenheiten und Sportgeräte installiert. Um die 1.000 Quadratmeter Fläche wurden entsiegelt und naturschutzfachlich bepflanzt.
Im Mittelpunkt der Planungen: der Mensch
Im Herbst 2021 konnten Bürgerinnen und Bürger während einer temporären Sperrung von vier Tagen im Rahmen eines Beteiligungsverfahrens erste Eindrücke sammeln und ihre Ideen einbringen. Dies führte zu einem besseren Verständnis für die Maßnahmen und die Bedarfe der Nutzenden vor Ort und trug dazu bei, das Thema Verkehrssicherheit gezielt zu adressieren.
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© Philipp Böhme
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© Philipp Böhme
Verkehrssicherheit
Die Umgestaltung des Görlitzer Ufers hat die Verkehrssicherheit für Radfahrende und zu Fuß Gehende deutlich erhöht. Es findet kein Durchgangsverkehr mehr statt. Die verbesserte Infrastruktur, die klare Trennung der Verkehrsarten und die Gestaltung der Kreuzungsbereiche sorgen dafür, dass sich die Verkehrssicherheit wie auch das subjektive Sicherheitsgefühl von Radfahrenden und zu Fuß Gehenden erhöht hat.
Fazit
Die Verkehrsberuhigung am Görlitzer Ufer zeigt, wie eine konsequente Umgestaltung des öffentlichen Verkehrsraums die Sicherheit für Radfahrende und zu Fuß Gehende deutlich erhöht. Indem Erfahrungen und Perspektiven derjenigen, die vor Ort leben und/ oder den täglich Raum nutzen, in das Projekt einflossen, ließen sich die Planung der Maßnahmen verbessern und das Verständnis für die Veränderungen und Neugestaltungen erhöhen. Gleichzeitig sorgte die Umgestaltung für eine Steigerung der Lebensqualität im Viertel.