Neue Techniken für aktuelle und nutzerbezogene Verkehrsinformationen einsetzen

Beschluss vom 06. November 2018 auf der Basis der Empfehlung des Vorstandsausschusses Verkehrstechnik unter Mitwirkung der Vorstandsausschüsse Fahrzeugtechnik und Erwachsene

Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V. - 2018

Erläuterung

Alle Informationen, seien es Verkehrsinformationen wie Staus, Baustellen, Sperrungen usw., Hindernisse, Gefahrenstellen, Straßenverlauf, Verkehrszeichen, Wetter- und Straßenverhältnisse sind für die Wahl der Fahrtstrecke und der Fahrweise wichtige Elemente. Dabei ist es bereits heute mit neuer Technik per Datenübertragung möglich, diese Informationen den Fahrenden direkt im Fahrzeug zur Verfügung zu stellen. Damit sind plötzlich auftretende Ereignisse wie Unfälle oder andere Gefahren sofort vermittelbar. Das kann zu mehr Aufmerksamkeit und Anpassung des Fahrverhaltens und somit zur Verhinderung von Unfällen führen. Präzise und umfassende Informationen führen zu vorausschauender Fahrtenplanung, zu weniger Stress und sind damit ein wichtiger Baustein für mehr Verkehrssicherheit.

Hintergrund

Es geht im Folgenden um die Daten und Informationen, die von privaten und öffentlichen Anbietern zur Verfügung gestellt werden. Dabei kann es sich um neue Informationen handeln oder um eine Aktualisierung bereits vorhandener Daten, beispielsweise indem Kartenbasisdaten eines Navigationssystems durch orts- und zeitabhängige Zusatzinformationen ergänzt werden.

Die Vorteile, die sich hinsichtlich der Verkehrssicherheit aus der Nutzung neuer Techniken und der Bereitstellung von Informationen ergeben, werden noch nicht hinreichend ausgeschöpft.

Die Übertragungsnetze und die Leistungsfähigkeit von Endgeräten haben in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Diese Potenziale sollten stärker genutzt werden. Momentan ist festzustellen, dass moderne Medien bei der Übermittlung von Informationen an Verkehrsteilnehmende nur selten genutzt werden: Die Beschilderung – ergänzt um Verkehrsbeeinflussungsanlagen – steht deutlich im Vordergrund. Die Information über den Verkehrswarnfunk ist gängiger Standard. Die Übermittlung von Verkehrsinformationen ist weitgehend analog.

Neue Techniken und Standards der Datenübertragung bieten die Möglichkeit, den Fahrzeugführenden Informationen in hoher Aktualität und mit konkretem Ortsbezug zur Verfügung zu stellen. Diese Informationen können und sollen nicht die angeordneten Verkehrszeichen ersetzen. Sie bieten aber die Möglichkeit, ergänzende Informationen zu übermitteln und das Fahrverhalten in einer Weise zu beeinflussen, die durch die derzeitige Verkehrssteuerung nicht erreicht werden kann.

Projekte wie beispielsweise „LENA 4 ITS“ oder der „C-ITS-Korridor Niederlande-Deutschland-Österreich“, zeigen, dass die Technik weiter ist als die Umsetzung. So wurden im Projekt LENA 4 ITS Möglichkeiten untersucht, wie dynamische Routenempfehlungen direkt zu den Nutzern im Auto gelangen können, der C-ITS-Korridor entwickelt die dynamische Warnung bei Baustellen, mit der u.a. auch Wanderbaustellen präzise erfasst werden können.

Unerlässlich ist die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Stellen. So müssen sicherheitsrelevante Daten, die beispielsweise die Bereiche Glätte, Hindernisse auf der Fahrbahn, ungeschützte Unfallstellen, Arbeitsstellen kürzerer Dauer, schlechte Sicht, Falschfahrer und Extremwetter betreffen, grundsätzlich allen zur Verfügung gestellt werden.

Neue Informationstechnologien bieten die Möglichkeit, den Fahrenden frühzeitig über Gefahrenstellen zu informieren. D.h. genaue Informationen können sowohl im Fahrzeug als auch im Straßenverkehr (dynamische LED-Beschilderung) angeboten werden. Die Forschung zeigt, dass die Technik grundsätzlich zur Verfügung steht und auch Daten über den Mobilitätsdatenmarkt (MDM) zur Verfügung gestellt werden können.

Grundsätzlich gelten während der Fahrt die eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten gemäß § 23 Abs. 1 a (StVO). Aus Verkehrssicherheitsaspekten muss daher eine ablenkungsfreie Aufnahme der übermittelten Informationen ermöglicht werden.

Beschluss

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat gibt zum Einsatz neuer Techniken aktueller und nutzerbezogener Verkehrsinformationen folgende Empfehlungen:

  • Die Verfügbarkeit digitaler Verkehrsinformationen für Verkehrsteilnehmende ist grundsätzlich zu verbessern.
  • Für eine erfolgreiche Erhöhung der Verkehrssicherheit und im Interesse der am Verkehr Teilnehmenden müssen – unter Verwendung der vorhandenen Technik und Endgeräte – alle sicherheitsrelevanten Daten nutzbar gemacht werden
  • Es müssen Konzepte entwickelt werden, die die öffentliche Verwaltung bei der Bereitstellung und Nutzung digitalisierter Verkehrsinformationen unterstützen.
  • Eine Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ebenen (öffentliche Straßenbetreiber, weitere öffentliche Stellen, private Anbieter) ist, wie von der EU gemäß „Richtlinie 2010/40/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 7. Juli 2010“ zum Rahmen für die Einführung intelligenter Verkehrssysteme im Straßenverkehr und für deren Schnittstellen zu anderen Verkehrsträgern gefordert, schnellstmöglich voranzubringen. Als Einstieg soll in Testfeldern auf ausgewählten Netzabschnitten beispielsweise
    • das Zusammenführen der öffentlichen und privaten Daten und
    • die Verknüpfung aller Kommunikationsanbieter (z. B. über Rundfunkanstalten, Anbieter von Navigationsdiensten, Mobilfunkbetreibern, ...),
    auch auf ihre zukünftigen normativen Rahmenbedingungen erprobt werden. Darum ist die Benennung einer nationalen koordinierenden Stelle zu begrüßen.

gez.
Dr. Walter Eichendorf
Präsident